Anne Nühm vom Feminismus-kritischen Blog Auschfrei hat mir ein interessantes Interview gegeben. Es gibt einfach viel zu wenig Frauen, die sich öffentlich gegen Feminismus und Männerhass aussprechen.
Neben dem Auschfrei Blog schreibt Anne Nühm täglich über ihren Alltag in ihrem Blog Breakpoint und hat dort recht viele Stammleser.
Ich lese gerne Deinen Blog Auschfrei welcher sich gegen hysterischen Feminismus a la #Aufschrei und weibliche Opfermentalität wendet.
Was war bei Dir der Auslöser diesen Blog zu starten und öffentlich Stellung zu beziehen?
Anne Nühm: Einen konkreten Auslöser gab es eigentlich nicht. Das war eine längere und allmähliche Entwicklung, die ich im einzelnen selbst nicht mehr rekonstruieren kann.
Dazu maßgeblich beigetragen hat sicherlich, dass ich – als beruflich erfolgreiche Frau – immer wieder kontaktiert wurde, um meine beruflichen Erfahrungen z.B. in speziellen Veranstaltungen ausschließlich mit Frauen zu teilen. Dabei schwang immer der Unterton mit, dass Frauen ja überall benachteiligt und diskriminiert seien.
Mit meinen persönlichen Erfahrungen konnte ich das aber nicht in Einklang bringen. Und so wurde ich immer skeptischer und kritischer, und begann, solche Aussagen zu hinterfragen.
Zu dieser Zeit führte ich schon eine Weile mein Breakpoint-Blog, das sich als eine Art Tagebuch mit einer Vielzahl von mich interessierenden Themen beschäftigt. Feminismuskritische Beiträge passen jedoch meiner Ansicht nach weniger hinein, und so entstand Ende 2014 das #Auschfrei-Blog.
Außer Dir und der konservativen Autorin Birgit Kelle kenne ich kaum Frauen welche sich offen gegen den Feminismus aussprechen – obwohl zum Glück nicht alle Frauen feministische Thesen befürworten. Woran liegt dies und wie könnte man dies ändern? Männliche Feministen und White Knights gibt es schließlich ziemlich viele.
Nach meiner rein persönlichen Meinung ist es den allermeisten Frauen gar nicht bewusst, welche Auswüchse der moderne Feminismus hat.
In vielen Köpfen besteht – fälschlicherweise – der Glaube, dass Frauen weniger Rechte haben als Männer. Feminismus verspricht mehr Rechte – das hört man von klein auf ständig in den Medien. Also wächst die Überzeugung, dass Feminismus grundsätzlich etwas Gutes sei, auch wenn man sich selbst gar nicht betroffen sieht.
Gegen diese Gleichgültigkeit kommt man nur schwer an. Bei weitem nicht jeder möchte die rote Pille schlucken.
Ich versuche immer wieder – ansonsten vernünftige – Frauen aufzuklären, dass Männer tatsächlich viel mehr Nachteile erleiden müssen als Frauen, aber dass das in der Gesellschaft totgeschwiegen und weitgehend öffentlich tabuisiert wird.
Es fällt auch aufgeschlossenen Frauen schwer, zu glauben, dass z.B. kein signifikanter Gender Pay Gap besteht, oder dass Männer mindestens genauso von häuslicher Gewalt betroffen sind wie Frauen.
Außer zu informieren und Tatsachen zu belegen, kann man – fürchte ich – nicht viel machen. Ein Umdenken zu erreichen, ist ein langwieriger Prozess, für den ich nicht allzu optimistisch bin.
Macht es in Deinen Augen Sinn absurde Artikel von extrem seltsamen Feministinnen wie Margerete Stokowski auseinanderzunehmen, wie es relativ häufig bei Alles Evolution passiert?
Oder sollte man soetwas am besten einfach ignorieren um diesen Leuten nicht noch mehr Aufmerksamkeit zu schenken?
Ich denke schon, dass es grundsätzlich sinnvoll ist, solche Absurditäten nicht unwidersprochen stehen zu lassen. Unbedarfte Leser könnten sonst meinen, diese Behauptungen wären so in Ordnung. Leider ist es oftmals schwierig, reines Getrolle, Satire oder ernstgemeinte Beiträgen voneinander unterscheiden.
Die zweite Frage ist allerdings, welchen Aufwand man sich damit machen will, solche Artikel zu sezieren.
Im Allgemeinen erfordert die Widerlegung von feministischen Aussagen ja keine große intellektuelle Anstrengung – Zeit allerdings schon.
Und auch Nerven und ein dickes Fell, sollten sich Feministinnen entschließen, ihrerseits auf die Replike zu reagieren.
Was sagst Du zu Blogs der US-Manosphere, welche z.B. unter ReturnOfKings.com zusammengefasst werden? Hier wird offen die unterwürfige Frau aus den 50er Jahren gefordert, was vielleicht doch ein wenig über konservative Werte hinaus geht. Würdest Du Männern empfehlen, diese Blogs (neben dem RotePilleBlog) regelmäßig zu lesen? Und wie gefällt Dir mein Blog?
Diese Blogs kenne ich zu wenig, um mich fundiert dazu äußern zu können.
Ich glaube aber, dass nur die allerwenigsten Männer auf Dauer eine Art Stepford-Frau wollen. Die Idee mag für manche Männer eine Zeitlang reizvoll sein, aber längerfristig wird solch eine perfekte Hausfrau doch langweilig. Die meisten Männer, die ich kenne, schätzen Frauen, die ihre eigene Meinung vertreten können, als anregende Herausforderung, und möchten lieber eine loyale Gefährtin als eine Frau, die ihnen ohne mitzudenken nur kritiklos zustimmt.
Mit Blogempfehlungen bin ich generell zurückhaltend. Es hat doch jeder andere Vorlieben. Sich bei grundsätzlichem Interesse weiter zu informieren, um sich selbst ein Urteil zu bilden, finde ich sinnvoll.
Dein Blog halte ich für eine Bereicherung der feminismuskritischen Bloggosphäre. Sicherlich können manche Leser davon profitieren.
Worüber ärgerst Du Dich als Frau mehr – verweichlichte, schwache und unterwürfige Beta-Männer oder toughe, unweibliche Feministinnen / Emanzen, welche überall den Ton angeben wollen?
Eindeutig letzteres. Diese Feministinnen wollen den Eindruck vermitteln, im Namen aller Frauen zu sprechen. Das tun sie aber nicht.
Es ist wirklich ein Ärgernis, wenn Frauen mit Feministinnen gleichgesetzt werden. Feministinnen sind nur eine unmaßgebliche Untergruppe, die es allerdings versteht, öffentlichkeitswirksam mit großer Klappe aufzutreten, und meistens dabei die Opferkeule zu schwingen.
Aber zumindest ich distanziere mich davon.
Ebenso von Emanzen, die so wie Männer sein wollen, und sie als Gegner sehen, anstatt die Komplementarität der Geschlechter zu wertschätzen.
Danke für das Interview!
Gerne, Henry.